Was das Eker Grus besonders macht, ist sofort zu sehen: Der Rahmen ist aus Bambus gefertigt.
Neben der Vielzahl an Fahrradrahmen aus Aluminium, Carbon, Stahl oder auch Titan wird man mit einem Bike aus Bambus vermutlich ein Alleinstellungsmerkmal auf Gruppenausfahrten haben. Und häufig von interessierten Mitmenschen an Ampeln angesprochen, wie wir auf den Testfahrten erlebt haben. Wir waren mehrere Wochen mit dem Eker Grus unterwegs. Im Artikel lest ihr, wie sich das Gravelbike neben der optischen Einzigartigkeit auf den unterschiedlichen Bedingungen des Gravelspektrums schlägt.
Bambus als Rahmenmaterial
Das Material der Fahrradrahmen, das Holz der Bambusgrases, wächst in Uganda und wird auch dort zum Fahrradrahmen weiterverarbeitet. Bambus wächst besonders schnell und wird nachhaltig angebaut. Die verwendeten Stämme werden sorgfältig ausgewählt und sind nicht nur leicht, sondern auch robust. Die Kettenstreben aus gespaltenen, dünnen Bambusstämmen sind mit Aluminiumbeschlägen verbunden und sorgen so für besondere Verwindungssteifigkeit. Bambus als Rahmenmaterial wiegt nicht nur genauso wenig wie Aluminium, sondern hat auch eine höhere Zugfestigkeit als Stahl und dämpft Vibrationen beim Fahren.
Die einzelnen Bambusrohre werden mit der Rindenfaser des Mutuba-Baums verbunden. Diese kann von Hand geerntet werden, ohne dem Baum dabei zu schaden. Bis zu 40 Jahre lang kann ein Mal jährlich pro Baum Rinde geerntet werden. An den Verbindungspunkten der Bambusrohre wird durch eine spezielle Wickeltechnik der Streifen des Rindengewebes und Epoxidharz eine sehr robuste Verbindung erzeugt. Die gesamte Bambusoberfläche wird mit einem haltbaren Lack überzogen. Dadurch ist der Rahmen vor Nässe geschützt und kann ganz normal mit Wasser gereinigt werden.
Die Endmontage der Fahrräder findet in Schweden statt. Auch die Aluminiumteile, die an den Fahrrädern von Eker verbaut sind, werden in Schweden gefertigt. Eker bietet fünf Jahre Garantie auf jeden verkauften Rahmen. Alle Fahrräder werden nach ISO 4210 Festigkeitstests unterzogen.
Bamboo as a frame material
The material for the bicycle frames, the wood of the bamboo grass, grows in Uganda and is also processed into bicycle frames there. Bamboo grows particularly quickly and is cultivated sustainably. The trunks used are carefully selected and are not only light but also robust. The chain stays made of split, thin bamboo stems are connected with aluminium fittings and thus ensure particular torsional rigidity. Bamboo as a frame material not only weighs just as little as aluminium, but also has a higher tensile strength than steel and dampens vibrations when riding.
The individual bamboo tubes are connected with the bark fibre of the Mutuba tree. This can be harvested by hand without harming the tree. Bark can be harvested from each tree once a year for up to 40 years. A very robust connection is created at the joining points of the bamboo canes using a special wrapping technique of the strips of bark cloth and epoxy resin. The entire bamboo surface is coated with a durable varnish. This protects the frame from moisture and allows it to be cleaned normally with water.
The final assembly of the bikes takes place in Sweden. The aluminium parts used on Eker bicycles are also manufactured in Sweden. Eker offers a five-year guarantee on every frame sold. All bicycles are subjected to ISO 4210 strength tests.
Das nachhaltigste Rahmenmaterial?
Bambus bindet nicht nur Kohlendioxid, sondern kann auch umweltfreundlich angebaut und geerntet werden. Der Abbau von Erzen sowie die energieaufwändige Herstellung von Aluminium entfallen somit und sorgen für eine 93-prozentige Verringerung der Netto-Treibhausgasemissionen im Vergleich zu einem Fahrradrahmen aus Aluminium. Eker gibt die Nettoemissionen eines Bambusrahmens mit 1,9 Kilogramm CO2 an, während bei einem durchschnittlichen Aluminiumrahmen 28,6 Kilogramm Kohlenstoffdioxid freigesetzt werden.
Die komplette Lebenszyklusanalyse eines Eker Fahrrades kann hier eingesehen werden.
Rahmenbau in Uganda
Das Rohmaterial für die Fahrradrahmen wird nachhaltig im Hochland von Uganda angebaut. Nach der Bambusernte werden die Fahrradrahmen in der Hauptstadt von Uganda, Kampala, in Handarbeit hergestellt. Rahmenbaumeister Bruce Ahimbisibwe ist selbst leidenschaftlicher Radfahrer und stellt vor Ort sicher, dass alle Rahmen den Qualitätsstandards entsprechend hergestellt werden.
Neben dem ökologischen Aspekt sorgt ein Fahrrad aus Bambus auch für soziale Nachhaltigkeit. Vor Ort sind Arbeitsplätze entstanden, die den Angestellten eine zusätzliche Krankenversicherung, eine Rente und Schulgeld für sich und ihre Familien bieten. Derzeit arbeiten fünf Personen in Uganda für Eker, die auch aktiv in die Produkte und ihre Entwicklung miteinbezogen werden.
The setup
The complete build of the Eker Grus at a glance
Frame | Eker Grus 01 bamboo frame, BB86, 12×142 mm |
Fork | Moquai Gravel Carbon-fork, 1 1/8″-1 1/5″, 12×100 axle, Flat Mount, internal routing |
Drivetrain | SRAM Rival 1×11 |
Brakes | SRAM Rival, hydraulic, 160 mm |
Cassette | 40×11-42 |
Wheels | DT SWISS GR 1600 Spline DB 25, 700c |
Tyres | SCHWALBE G-One Bite, 700 x 38c |
Stem | ZIPP Service Course 70 mm +-6° |
Handlebar |
ZIPP Service Course 70 XPLR 420 mm |
Seatpost | ZIPP Service Course, 350 mm, Ø 27,2 mm, Offset 20 mm |
Saddle | FIZIK Vento Argo R5 140 |
AUF DEM SCHOTTER
Der Praxistest
Direkt die ersten Fahrminuten zeigen, wie komfortabel sich das Grus fährt. Egal ob auf holprigen Straßen oder Kopfsteinpflaster, der Rahmen schluckt Unebenheiten sehr gut weg. Und auch abseits befestigter Wege werden Stöße sehr gut gedämpft. Die Carbongabel und der bequeme Sattel Vento Argo von Fizik tragen zusätzlich zum Fahrkomfort bei. Getestet haben wir das Grus im Winter und Frühjahr 2024 im Berliner Umland. Die Übersetzung, bestehend aus einem Kettenblatt mit 40 Zähnen vorne und einer Kassette mit einer Abstufung von elf bis 42 Zähnen, hat in der eher flachen Region gut gepasst und bietet eine gute Allround-Reichweite im Gravelspektrum. Wer Touren mit schwerem Gepäck plant oder viele Anstiege fährt, könnte ein kleineres Kettenblatt gebrauchen.
Sitzposition
Unser Tester Robert ist 180 Zentimeter groß und fährt das Eker Grus in Rahmengröße M. Oft muss er sich zwischen den Rahmengrößen M oder L entscheiden, hier passt die kleinere Variante sehr gut. Durch die sportliche Sitzposition kann Robert komfortabel alle Lenkerbereiche fassen, die Ellenbogen beugen und ordentlich Kraft in den Antrieb bringen. Auch im Wiegetritt ist der Rahmen steif und verwindet sich kaum, sodass sich mit dem Bike auch mühelos schnelle Geschwindigkeiten erreichen lassen.
Fahreindruck auf verschiedenen Untergründen
Das Eker Grus ist schwerer als ein Carbon-Bike, fährt sich aber trotzdem sehr agil und steif im Antritt. Auf unebenen Untergründen schluckt der Rahmen viele Stöße weg. Das Fahrgefühl ist äußerst gedämpft und komfortabel. Die Schwalbe G-One Bite in 40 Millimeter Breite passen zum Allround-Einsatz und sind auf Waldautobahnen und bis zu einer gewissen Grenze auch im Matsch zuverlässig. Technische Abschnitte lassen sich durch die dynamische Sitzposition auch gut meistern. Maximale 42 Millimeter Reifenfreiheit erlaubt der Rahmen.
Tubeless inclusive
Großer Pluspunkt: Das Grus wird auf Wunsch bereits Tubeless geliefert. So sparen sich Laien einen möglicherweise schwierigen Tubelessaufbau und es kann direkt mit vollem Fahrkomfort und Pannensicherheit durchgestartet werden. Tubeless-Reifen sorgen im Idealfall nicht nur dafür, dass sich Löcher im Pneu von selbst abdichten, sondern lassen auch niedrigere Luftdrücke beim Fahren zu. Vor allem abseits der Straße erhöht das deutlich den Komfort beim Fahren. Außerdem sorgt die fehlende Reibung zwischen Schlauch und Reifen für geringeren Rollwiderstand – ein paar Watt werden also auch gespart. Es ist hörbar Milch im Reifen. Noch dazu hat das Tubeless-System einwandfrei funktioniert und im Testzeitraum kaum Luft verloren. Und wer doch lieber mit Schlauch fahren möchte, kann das im Bestellprozess erwähnen und bekommt dann sein Bike nach Wunsch geliefert.
Auf Asphalt lässt sich das Grus gut beschleunigen. Auch mal 40 Kilometer pro Stunde beim Ortsschildsprint sind drin. Mit Reifen mit weniger Profil wird das Gravelbike auch auf Touren mit großem Asphaltanteil eine gute Figur machen. Der Härtetest im Testzeitraum war eine 170 Kilometer lange Berlin-Umrundung im Winter. Hier hat das Grus Robert durch den Fahrkomfort völlig überzeugt.
Ausstattung
Die SRAM Rival macht einen soliden Job und schaltet zuverlässig auch auf holprigen Passsagen, ist dabei aber nicht immer sehr geräuscharm. Der Zipp Service Course Lenker ist mit 420 Millimetern durchschnittlich breit und mit 70 Millimetern Reach eher kompakt. Ein 70 Millimeter langer Vorbau legt den Fokus eher auf ein direktes Lenkverhalten abseits der Straße. Das Lenkerband von SRAM ist positiv unauffällig, es ist einfach weich und trotzdem griffig.
Auffällig ist, dass die Anbauteile mit verschiedenen Schraubenvarianten am Rad montiert sind. Dadurch werden verschiedene Torx und Innensechskant-Bits benötigt. Das ist nicht schlimm, allerdings sollte vor der Fahrt überprüft werden, ob alle Varianten auch am eigenen Multitool oder in der Heimwerkstatt vorhanden sind.
Das Eker Grus wiegt in der getesteten Ausstattung 9.8 Kilogramm. Damit ist es in einer Gewichtsklasse unterwegs wie vergleichbare Gravelbikes mit Aluminiumrahmen. Ungewöhnlich ist, dass die Montage eines Trinkflaschenhalters nur am Unterrohr möglich ist. Am Sitzrohr gibt es keine Schaubpunkte. Allerdings wird laut Eker bald auch ein Rahmenmodell mit zwei Montagepunkten erhältlich sein. Am Oberrohr gibt es keine Montagepunkte. Auf Wunsch ist im Bestellprozess auch eine Bikepackinggabel mit drei Anschraubpunkten verfügbar.
Das Gravelventkalender 2023-Gewinnerbike
Zur Adventszeit 2023 gab es wieder einige feine Dinge rund ums Gravelbike im Gravel Club-Adventskalender zu gewinnen. Das große Highlight war dabei das Eker Grus, das den großen Gewinn am 24. Dezember gestellt hat. Gewonnen hat es Holger aus Bayern. Seit Februar ist er mit seinem Eker Grus im Voralpenland, Oberbayern und im Allgäu unterwegs. Dabei kommt ihm von breiten und schmalen Forststraßen, Feldwegen, feinem Radweg-Gravel, groben und feinem Schotter und Single-Trails alles unter die Räder.
Hier erzählt er von seinem Eindruck:
„Die Optik des Grus war für mich zu Beginn etwas ganz Neues. Ich habe vorher noch nie einen Rahmen gesehen, der nicht aus Aluminium, Carbon oder Stahl ist. Im Vergleich zu so einem aalglatten Design machen die Ecken und Kanten des Bambusrahmens das Ganze optisch sehr spannend. Vor allem die Maserung des Bambus hat etwas. Es ist ein bisschen wie ein altes Segelboot, je nach Lichteinfall ist es heller oder dunkler. Diese Vintage-Optik ist auf alle Fälle ein Hingucker auf den Schotterwegen.
Das Fahrverhalten ist super. Gefühlt bügelt es besser über Gravel als mein Aluminium-Gravel, das ich vorher gefahren bin. Die Geometrie ist angenehm, geht für mich aber eher in Richtung Race-Bike.
Das Gesamtpaket passt einfach, die Beratung vorab von Eker war spitze und ich habe richtig viel Spaß mit dem Bike! Dankeschön!“
„Es ist ein bisschen wie ein altes Segelboot, je nach Lichteinfall ist es heller oder dunkler. Diese Vintage-Optik ist auf alle Fälle ein Hingucker auf den Schotterwegen.“
HOLGER
GEWINNER DES EKER GRUS BEIM GRAVELVENTKALENDER 2023
Über Eker
Eker ist eine Fahrradmarke aus Schweden, die sich auf die Herstellung von Fahrrädern mit Bambusrahmen spezialisiert hat. Die Gründer von Eker, Stefan Krisch und Johan Mast, haben mehrere Jahre in Uganda gelebt und gearbeitet und sind dort auf die Idee gekommen, Fahrräder aus Bambus herzustellen. Denn so entstehen nicht nur weitaus ökologisch nachhaltigere Fahrradrahmen, sondern auch sozial nachhaltige Arbeitsplätze in Uganda. Im Portfolio befinden sich das getestete Gravelbike ‚Grus‘, das Hardtail-Mountainbike ‚Stark‘ und das Urban-Bike ‚Varv‘. Die Rahmen werden in der eigenen Fabrik in Uganda hergestellt und in Härnösand in Schweden endmontiert.
DAS FAZIT
+ Das hat uns gefallen …
+ Der dicke, klare Lack auf dem Holz sieht gut aus und wirkt robust. Er scheint nicht sehr anfällig für Kratzer zu sein.
+ Komfortables Fahrgefühl.
+ Ausgeglichene Geometrie.
+ Agiles und wendiges Fahrverhalten.
+ Hochwertige Anbauteile.
+ Ökologisch und sozial nachhaltig hergestellt.
+ Einzigartige Optik.
+ Fünf Jahre Garantie auf den Rahmen.
– … Und das nicht so sehr:
– Nur eine Aufnahme für Trinkflaschenhalter am Rahmen kann im Sommer zu wenig sein (bald wird auch eine Version mit zwei Montagepunkten am Rahmen verfügbar sein).
– Begrenztes Größenangebot für kleine Menschen.
Fazit
Das Eker Grus ist ein ausgeglichenes Allround-Gravelbike, das mit seinem agilen Fahrverhalten Spaß auf Trails macht, aber dennoch bequem auf langen Touren ist. Der Rahmen dämpft Vibrationen und ist durch das Material und die spezielle Verarbeitung der gespaltenen Bambusstreben trotzdem steif.
Wer ein explizit leichtes Race-Bike sucht, wird hier vermutlich nicht zugreifen. In der Realität hat sich das Gewicht in Sprints und an kleinen Steigungen der Berliner Berge nicht als Hindernis erwiesen.
Somit ist das Grus eine gute Wahl für alle, die Wert auf Nachhaltigkeit legen und gleichzeitig ein individuelles Bike suchen, denn naturgemäß sieht jeder Rahmen ein bisschen anders aus.
Fahrräder
Sram Apex 1x11, gravel wheels
Fahrräder
DT Swiss GR 1600, Sram Rival 1x11
Fahrräder
Preisgekröntes Gravel-Rahmenset